Über zehn Kilo Abnahme in einigen Monaten ist ja nichts Alltägliches! Nichts,
das mir außer in der Stillzeit im Alter von knapp vierzig, später jemals wieder
oder auch je zuvor im Leben passiert wäre. Und auch jetzt ist es nicht einfach so
"passiert", nicht mit mir „geschehen“: es war zuallererst mein Entschluss.
Einer jener Entschlüsse allerdings, die mich charakterisieren und die mein
Leben sehr wohl, seit ich mir meiner selbst bewusst bin, begleiten: Einer dieser
immer wiederkehrenden Entschlüsse von wegen "Ich zeig's Euch" oder
"Einen Scheiß werd' ich" oder auch so "Grad zum Fleiß…"
wobei in diesem Kontext hinter dem Begriff "mit Fleiß" im
Mundartlich-Süddeutschen immer eine starke Absicht mitschwingt.
Ich erinnere mich dieser typischen Stimmungsbilder in mehreren
Schlüsselsituationen meiner Jugend und während des frühen Erwachsenseins. Es
war vor dem Übergang ins Gymnasium, als meine Eltern im Zweifel waren, ob ich
wohl in der Lage sei dem Vorbild des „großen Bruders“ zu folgen. Es war vor dem
Schulwechsel nach der 10. Klasse, als ich Spätpubertierende meine Selbstzweifel
über Bord warf und ein Hochschulstudium anstrebte, wofür der Besuch der
Oberstufe natürlich Voraussetzung war. Eine ähnliche Situation durchlebte ich vor
dem Abitur, als ich einen bestimmten Notenschnitt für das Wunschstudium
brauchte... und später des Öfteren in Übergangslagen im Beruf... im Zusammenhang
mit einer Partnerschaft, mit dem Erwerb des Motorradführerscheins, und nun eben
kürzlich, vor der Abnahme.
Ich sagte: NEIN zu diesem unerträglich trägen Zustand des Körpergefühls einer
"älteren Frau" nach den Wechseljahren, die anscheinend unausweichlich
jedes Jahr eins ums andere Kilo an Körpergewicht zulegt, ja zulegen MUSS
"wegen der Hormone". Die klassische Matrone. Ich sagte: JA und ich
suchte nach Wegen, meinen Körper wieder in diesen Zustand zurück zu verwandeln,
wie ich ihn liebe und wie ich mich wohlfühle: schlank und beweglich.
Diesen gewissen Stimmungsbildern lag jedes Mal und liegt auch diesmal eine zuversichtliche
Siegesgewissheit zugrunde, eine Begeisterung für den Zustand nach dem Erreichen
des jeweiligen Zieles. Vorfreude, die fantasievolle Vorwegnahme der vollendeten
Verwandlung.
Natürlich ersetzt auch hier "der Einfall ... nicht die Arbeit", ersetzt der Entschluss nicht das tägliche Vorwärtsgehen und das Einüben und beständige Aufrechterhalten der Willenskraft, das einmal gefundene Ziel auch zu erreichen. Es ist aber ein genussvolles Wandern durch blühende Landschaften, gemeinsam mit gleich Gesinnten und in gemeinsamem Austausch mit ihnen über Wege und über Möglichkeiten.